Stellen Mitarbeiter Anforderungen oder Change Requests zu bestehenden IT-Anwendungen, sind diese oft frustriert darüber, wie lange diese brauchen, bis sie ihren Weg durch die IT-Abteilung gefunden haben. Häufig dauert es viele Monate, bis diese genehmigt werden und in die Umsetzung gehen.
Der Grund dafür ist häufig die sehr hohe Nachfrage und Bedarf an IT-Anwendungen und die fehlenden Entwicklerressourcen, die es für eine Umsetzung benötigt. Dies wiederum ist zurückzuführen auf den grundlegenden Mangel an IT-Fachkräften, der bereits im Markt stark spürbar ist. Parallel zum Fachkräftemangel steigt der Druck zur Digitalisierung immer weiter an, sodass prognostiziert bis 2030 eine Million IT-Fachkräfte fehlen werden.
Viele IT-Abteilungen arbeiten aus diesem Grund immer stärker mit technisch interessierten Anwendern aus den Fachbereichen zusammen – den sogenannten Citizen Developer. Fachbereiche müssten sich nicht mehr in die Warteschlange einreihen und auf die IT-Abteilung warten, sie können in gewissen Grenzen die Anforderungen selbst umsetzen. Somit werden IT-Abteilung und Entwickler stark entlastet, da sie sich nicht mehr um jede noch so kleine Anpassung kümmern müssen. Geschäftskritische Aufgaben oder die Fokussierung auf die Schöpfung des digitalen Potenzials bekommen somit wieder Priorität.
Was ist ein Citizen Developer?
Ein Citizen Developer ist ein Mitarbeiter einer IT-fremden Fachabteilung, der für sich oder seinen Fachbereich Software entwickelt, obwohl er keine Ausbildung oder Berufserfahrung im Bereich IT oder als Softwareentwickler hat. Er gestaltet die Digitalisierung im Unternehmen aktiv mit und kann durch die Verwendung der richtigen Tools einfach digitale Lösungen bauen, ganz ohne Entwicklerkenntnisse.
Hierfür arbeiten Citizen Developer in einer durch die IT-Abteilung bereitgestellten Umgebung mit sogenannten Low-Code oder No-Code Plattformen. Zahlreiche Hersteller bieten solche Low-Code-Plattformen an, wie beispielsweise Microsoft Power Plattform oder Oracle Application Express. Diese Lösungen beinhalten oftmals vorgefertigte Module für einzelne Funktionen oder Vorlagen, die ganz ohne Programmierkenntnisse einfach per Mausklick zusammengesetzt und individuell angepasst werden können.
Nach einem kurzen Training können die Citizen Developer diese Low-Code-Plattformen selbst bedienen und stellen dadurch sicher, dass die Entwicklungsarbeit und Ergebnisse den Anforderungen und Standards des Fachbereichs und des Unternehmens entsprechen.
Wie können Citizen Developer unterstützen?
Es soll nicht der Eindruck geweckt werden, dass ein Citizen Developer ein fachlicher Mitarbeiter ist, der nun per Training on the Job zum IT-Experten oder Softwareentwickler umgeschult wird. Dem ist natürlich nicht so, dennoch können Citizen Developer wichtige Unterstützungsarbeit leisten, indem sie einen Teil des benötigten Bedarfs zur digitalen Transformation abfangen, wichtige fachliche Ressourcen einsteuern und Anforderungen selbst umsetzen.
Beispielsweise machen es sich Citizen Developer häufig zur Aufgabe, Ihr Prozess Know-how einzusetzen, um Geschäftsprozesse mühelos selbst zu optimieren, zu digitalisieren und zu automatisieren. Als Mitarbeiter ihrer Fachabteilung bekommen sie unmittelbar mit, welche Prozesse gut laufen und welche verbessert werden müssen.
Ein Citizen Developer kann mit einem Low-Code oder No-Code Tool eigene Apps oder Prozessautomatisierungen entwickeln, indem er zum Beispiel einen einfachen automatisierten Workflow baut, der immer wiederkehrende, aufwendige Arbeiten oder aufkommende Anfragen annimmt, vereinfacht und automatisiert verarbeitet. Mittels Unterstützung von RPA-Robotern können ergänzend auch Dokumentationen automatisch erstellt und versendet werden.
Die im Fachbereich identifizierten Probleme können direkt dort gelöst werden, wo sie entstehen, womit sie eine schnelle und kostengünstige Ergänzung zur klassischen IT-Abteilung darstellen.
Fazit
Citizen Development ist ein Geschäftstrend, der in einem ganzheitlichen digitalen Ökosystem nicht mehr wegzudenken ist und dazu beiträgt, dass IT-Mitarbeiter entlastet und die Prozesse im Unternehmen insgesamt effektiver gestaltet werden.
Da Low-Code oder No-Code Tools immer besser und intuitiver werden, bieten diese ein hohes Potenzial, um die digitale Transformation auf verschiedenen Ebenen des Unternehmens aktiv mitzugestalten und voranzutreiben.
Schlussendlich verschaffen Sie sich als Unternehmen einen klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber denen, die diese Chance nicht nutzen.